Daß das „Abendland“ ein christlich geprägter Kulturkreis ist, ist natürlich Fakt, und will sich auch kein Christ aus der Hand nehmen lassen. Daß aber das Christentum eine auf Toleranz gebaute Religion ist, haben anscheinend einige vergessen, denen der Gedanke an ein friedliches Nebeneinander von Verschiedenem, von Linken und Rechten, Bunten und Grauen, Heteros und Schwulen, und natürlich auch Christen und Muslimen unerträglich erscheint.
„Abendland in Christenhand“ tönt die Initiative Pro NRW (weiß die überwiegend rechts ausgerichtete Gruppe, daß der Ideenstifter „Junkerland in Bauernhand“ die Kommunistische Partei war?) und zieht damit Grenzen gegen Moscheen, Grenzen, die ein Nebeneinander ausschließen, und die unfriedlich verteidigt werden müßten. Glaubt man den Medien (z. B. hier und hier), und das glaube ich sogar gern, wollen das jedoch in ganz Nordrhein-Westfalen kaum ein paar Handvoll. Hunderte, ja tausende Gegendemonstranten fanden sich dagegen bereit, an allen Orten gegen die „Mahnwachen“ der Rechten zu protestieren, unterstützt von offiziellen Vertretern der christlichen Kirchen, die eben nicht bereit sind, sich unter einem solchen Slogan einverleiben zu lassen. Das Schreiben von Nikolaus Schneider, Präses der EKiR und amtierender Ratsvorsitzender der EKD, „die Positionen dieser Gruppierung sind mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar“, kommt schon der katholischen Idee der Exkommunikation nah.
Muslime praktizieren ihren Glauben an vielen Orten, auch hier bei uns in Düsseldorfs Norden. Und ein solches Nebeneinander ist auch gut so.