Im Mai 1934 tagte in Wuppertal-Barmen die erste Bekenntnissynode der Evangelischen Kirche.
Vertreter lutherischer, reformierter und unierter Kirchen, freier Synoden, Kirchentage und Gemeindekreise kamen zusammen und ließen keinen Zweifel daran, dass nicht die von den Nationalsozialisten gleichgeschaltete Reichskirche samt den deutschchristlichen Kirchenleitungen, sondern diese Synode die Deutsche Evangelische Kirche repräsentierte.
Unter der Federführung Karl Barths wurde die ‚Theologische Erklärung’ verabschiedet, die der Bekennenden Kirche für die Zeit des Dritten Reiches das Fundament und die Richtung gab.
In der aktuellen Kirchenordnung unserer Evangelischen Kirche im Rheinland wird sie als „schriftgemäße, für den Dienst der Kirche verbindliche Bezeugung des Evangeliums“ bejaht, auf das Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Presbyterinnen und Presbyter bei der Einführung in ihr Amt verpflichtet werden.
Aus Anlass dieses 80. Jubiläums werden wir in unserer Kirchengemeinde die Barmer Theologische Erklärung mit einer Predigtreihe würdigen. An sechs Sonntagen werden die sechs Thesen in den Blick genommen und ihre Relevanz für die Gegenwart dargelegt.
Die Termine im einzelnen:
These 1:
Sonntag, 11. Mai 2014, 10.00 Melanchthonkirche
Pfr. Alfred Geibel 11.15 Trinitatiskirche
These 2:
Sonntag, 18. Mai 2014, 10.00 Melanchthonkirche
Pfrin.i.R. Ulrika Friedrich-Dörner
These 3:
Sonntag, 1. Juni 2014, 10.00 Melanchthonkirche
Pfr. Dr. Michael Benedetti 11.15 Trinitatiskirche
These 4:
Samstag, 14. Juni 2014, 18.00 Trinitatiskirche
Sonntag, 15. Juni 2014, 10.00 Melanchthonkirche
Pfr. Alfred Geibel
These 5:
Sonntag, 22. Juni 2014, 11.15 Trinitatiskirche
Pfr. Alfred Geibel
These 6:
Sonntag, 6. Juli 2014, 10.00 Melanchthonkirche
Pfr. Dr. Michael Benedetti 11.15 Trinitatiskirche
Hier der Text der Barmer Theologischen Erklärung:
DIE SECHS SÄTZE
der theologischen Erklärung
der Bekenntnissynode von
BARMEN
1:
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. (Joh. 14,6)
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: „Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder. Ich bin die Tür; so jemand durch mich eingeht, der wird selig werden. (Joh. 10,1.9)
Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Ge-stalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.
2:
Jesus Christus ist uns gemacht von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung. (1. Kor. 1, 30)
Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu Eigen wären, Bereiche, in denen wir nicht der Rechtfertigung und Heiligung durch ihn bedürfen.
3:
Lasset uns aber rechtschaffen sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus, von welchem aus der ganze Leib zusammengefügt ist.
(Eph. 4,15.16)
Die christliche Kirche ist die Gemeinde von Brüdern, in der Jesus Christus in Wort und Sakrament durch den Heiligen Geist als der Herr gegenwärtig handelt. Sie hat mit ihrem Glauben wie mit ihrem Gehorsam, mit ihrer Botschaft wie mit ihrer Ordnung mitten in der Welt der Sünde als die Kirche der begnadigten Sünder zu bezeugen, dass sie allein sein Eigentum ist, allein von seinem Trost und von seiner Weisung in Erwartung seiner Erscheinung lebt und leben möchte.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugung überlassen.
4:
Ihr wisset, dass die weltlichen Fürsten herrschen und die Oberherren haben Gewalt. So soll es nicht sein unter euch; sondern so jemand will unter euch gewaltig sein, der sei euer Diener. (Matth. 20,25.26)
Die verschiedenen Ämter in der Kirche begründen keine Herrschaft der einen über die anderen, sondern die Ausübung des der ganzen Gemeinde anvertrauten und befohlenen Dienstes.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und dürfe sich die Kirche abseits von diesem Dienst besondere, mit Herrschaftsbefugnissen ausgestattete Führer geben oder geben lassen.
5:
Fürchtet Gott, ehret den König! (1. Petr. 2,17)
Die Schrift sagt uns, dass der Staat nach göttlicher Anordnung die Aufgabe hat, in der noch nicht erlösten Welt, in der auch die Kir-che steht, nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen. Die Kirche erkennt in Dank und Ehrfurcht gegen Gott die Wohltat dieser seiner Anordnung an. Sie erinnert an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten. Sie vertraut und gehorcht der Kraft des Wortes, durch das Gott alle Dinge trägt.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne der Staat über seinen besonderen Auftrag hinaus die einzige und totale Ordnung menschlichen Lebens werden und also auch die Bestimmung der Kirche erfüllen.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne sich die Kirche über ihren besonderen Auftrag hinaus staatliche Art, staatliche Aufgaben und staatliche Würde aneignen und damit selbst zu einem Organ des Staates werden.
6:
Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Matth. 28,20)
Gottes Wort ist nicht gebunden. (2. Tim. 2,9)
Der Auftrag der Kirche, in welchem ihre Freiheit gründet, besteht darin, an Christi Statt und also im Dienst seines eigenen Wortes und Werkes durch Predigt und Sakrament die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne die Kirche in menschlicher Selbstherrlichkeit das Wort und Werk des Herrn in den Dienst irgendwelcher eigenmächtig gewählter Wünsche, Zwecke und Pläne stellen.