Die Sterndeuter haben etwas zu spät reagiert und müssen noch schnell vor den Altar huschen, aber sonst hat die Probe zum Krippenspiel gut geklappt und Pfarrer Alfred Geibel ist zufrieden. „Das war deutlich besser als der letzte Durchgang und ihr wart alle gut zu verstehen.“ Seit mehr als zehn Jahren leitet er das Krippenspiel in der evangelischen Trinitatiskirche. Angefangen hat er dabei mit der klassischen Herbergssuche. „Das ist aber langweilig und hat wenig Bezug zu der Lebenswelt der Kinder.“ Deshalb schreibt er nun Stücke um, gestaltet die Geschichten moderner. So sind im vergangenen Jahr Aliens in der Trinitatiskirche gelandet, denen die Weihnachtsbotschaft erklärt werden musste. Und das Jahr davor wurde die Herbergssuche als live gesendete Fernsehübertragung mit Schaltungen ins Studio inszeniert. Dabei verliert Geibel aber nicht das Ziel aus den Augen: Weihnachten wird gefeiert, weil Jesus Christus geboren wurde.
In fast allen Düsseldorfer Gemeinden hat das Krippenspiel in den Familiengottesdiensten an Heiligabend eine lange Tradition. Und damit alles gut klappt, hat Pfarrer Geibel dafür mehrere Proben angesetzt. Während sich andere Spielleiter um Teilnehmer bemühen müssen, hat Geibel ein ganz anderes Problem. Zur ersten Proben erschienen 30 Kinder, viel mehr, als es eigentlich Rollen gab. „Ich habe dann noch weitere Sprechrollen in das Stück hineingeschrieben, damit alle zufrieden sind“, sagt Geibel.
Denn verzichten will keines der Kinder auf eine Rolle. „Seit ich klein bin, nehme ich daran teil. Die Proben gehören für mich zum Advent dazu und es würde mir etwas fehlen, wenn ich nicht mehr mitmachen würde“, sagt die 13-jährige Sophie. Eine lange Krippenspielkarriere haben auch die Schwestern Lara und Lena-Marie. Boten, Engel und Sternendeuter haben sie schon verkörpert. „Das ist immer ein tolles Gefühl, wie viele Leute dann kommen. Letztes Jahr mussten sogar viele stehen. Da haben wir es gut, denn wir haben reservierte Plätze“, sagt Lara. Sterndeuter ist für die Schwestern die Traumrolle. „Bei Maria müssten wir zu viel Text lernen, das überfordert uns.“ Dabei wird das Auswendiglernen gar nicht verlangt. „Die Kinder dürften auch ihren Text ablesen. Aber das wollen sie nicht“, sagt Geibel.
Viel Spaß haben die Kinder auch, selber ihre Kostüme und die Requisiten zu gestalten. So geht es in diesem Jahr mit einer Zeitmaschine zurück in die Zeit von Jesus Geburt. „Ich bin gespannt, wie die Zeitmaschine wohl aussehen wird, denn die haben die Kinder noch nicht fertig“, sagt Geibel. Genaue Vorstellung von seinem Gewand hat aber schon der achtjährige Hans. Mit einem goldenen Umhang und einem Fernrohr ist er als Sterndeuter zur Probe erschienen. Lena-Marie will mit ihrer Mutter noch ein Kleid kaufen gehen. „Das soll dunkelblau und nicht zu festlich sein, damit es zur Rolle passt.“
Erstmals dabei ist in diesem Jahr Silja. „Meine Mama hat als Kind am Krippenspiel teilgenommen und sich gewünscht, dass ich auch einmal mitmache. Mir macht das richtig viel Spaß, denn das ist eine nette Truppe.“ Deshalb kann sie sich vorstellen, auch nächstes Jahr wieder mitzuspielen. Das steht für den elfjährigen Ben, der die Rolle des Josef übernimmt, bereits fest. „Letztes Jahr habe ich ausgesetzt, und das hat sich doof angefühlt.“